Freitag, 26. Mai 2017

Vermessung unter Tage: aktuelle Geländearbeit um Caričin Grad

Die laufenden Untersuchungen zur spätantiken Stadt Caričin Grad, die das RGZM mit dem Archäologischen Institut in Belgrad und vielen weiteren Partnern durchführt, versuchen, die Lebensgrundlagen der Stadt zu erforschen. Dazu schauen wir auch in das Umland und fragen nach den wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt. Dabei sind auch Relikte alten Bergbaus in den umliegenden Bergen ins Blickfeld geraten. Bereits im vorigen Jahr haben wir gemeinsam mit dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum einige Geländerelikte des Bergbaus inspiziert. Dabei gab es neben mittelalterlichen und römischen Bergbauspuren auch Hinweise auf prähistorischen Bergbau. Im Mai dieses Jahres sind wir nun zurück gekommen, um ein einzelnes Bergwerk exemplarisch genauer zu dokumentieren und möglichst zu datieren.

Römische Mine bei Lece
(Foto: R. Schreg)

Der Stollen bei Lece liegt auf dem Gelände einer Minengesellschaft, die mit 450 Beschäftigten in Serbien einen Betrieb mittlerer Größe darstellt. Die Mine gilt als die goldreichste in Europa, doch werden vor allem Blei und Silber abgebaut.  Mit tatkräftiger Mithilfe der Minengesellschaft - sie sorgte für Sicherheit im Stollen und unterstützte die Vermessungsarbeiten - war es möglich, das Bergwerk mit moderner Technologie zu dokumentieren. Wir konnten dazu auf ein neu entwickeltes Gerät, einen 3D-Pilot der DMT-Group aus Essen zurückgreifen. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hochschule Mainz wird aus den erhobenen Daten ein digitales 3D-Modell erarbeitet. 

Holzrutsche in einem Bergwerk bei Lece
(Foto: R. Schreg)
Der Stollen des Zugangsbereichs den zeigt klassischen Querschnitt römischer Bergwerke, während die Fortführung in das Mittelalter gehören dürfte. Unterlagen der Minengesellschaft zeigen, dass hier noch im 20. Jahrhundert gearbeitet wurde. Wir dokumentieren die vermutlich älteren Bereiche, zumal weitere Stockwerke aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich sind.
Ergänzend wurde mit einer Drohne die umliegende Topographie aufgenommen, wo sich oberhalb des Stollens weitere Bergbauspuren zeigen. Auch hier überlagern sich Aktivitäten verschiedener Zeiten, Nur wenig entfernt, an einer anderen Seite des Berges konnten wir im vorigen Jahr auch Spuren wohl vorgeschichtlichen Bergbaus erfassen.
Mit unseren aktuellen Untersuchungen lässt sich die für unser Projekt entscheidende Frage, nämlich ob hier auch im 6. Jahrhundert Erze abgebaut wurden und ein Teil der Lebensgrundlage der nur 10 km entfernten Stadt Caričin Grad/ Justiniana Prima, waren, wohl nicht klären. Zwar konnten wir einige hölzerne Reste in den Stollen für eine Datierung mittels Dendrochronologie bzw. Radiocarbonmethode beproben, doch rechnen wir hier eher damit, dass sie in deutlich jüngere Perioden fallen. An einer zweiten Mine bei Tulare allerdings konnten wir ein Grubenholz bergen, das nach derzeitiger Einschätzung bessere Chancen hat, noch in die Antike zu datieren.

Die Bergbauregion hat auf serbischer Seite bisher kaum Aufmerksamkeit gefunden - etwas besser sieht es jenseits der Grenze des Kosovo aus, wo sich ein anderes Team des Bergbaumuseums in Bochum sich seit einigen Jahren für die Bergbauspuren um Ulpiana/ Justiana Secunda interessiert. Ein wesentliches Ziel unserer jetzigen Aktivitäten ist es nicht zuletzt, die Grundlagen für ein Forschungskonzept zu entwickeln, mit dem sich Drittmittel einwerben lassen und intensivere Forschungen aufgenommen werden können. Eine effektive Dokumentation, wie sie der getestete 3D-Pilot verspricht, wird dabei grundlegend sein.

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Korrekturvermerk (29.5.2017): 
DMT in Essen, nicht Bochum

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