Freitag, 11. März 2016

Indyfromspace is watching you! – Langzeitbeobachtung von Raubgrabungen an ägyptischen Fundstätten per Satelliten

Jutta Zerres

Ursprünglich wollten S. Parcak, Ägyptologin an der Universität Alabama at Birmingham und ihre Mitarbeiter via Aufnahmen aus dem All in Ägypten nach unentdeckten antiken Stätten suchen. Dabei beobachteten sie in zunehmendem Maße Spuren von Raubgrabungstätigkeit und anderen Zerstörungen und begannen diese Aktivitäten systematisch für den Zeitraum von 2002 bis 2013 zu dokumentieren. Nun legte das Team um Sarah Parcak einen Bericht zu ihrer Studie vor. 


Das Team um S. Parcak stellte eine Liste von 1100 ägyptischer Fundstätten unterschiedlichster Art und Zeitstellungen zusammen, die Jahr für Jahr mit Hilfe von Google Earth Pro (GEP) beobachtet wurden. Es wurde nicht nur auf das Auftreten von Raubgrabungslöchern, die sich auf Satellitenbildern als schwarze Flecken mit hellen Umrandungen im Wüstensand abzeichnen, geachtet, sondern auch auf die Entwicklung der modernen Bebauung und landwirtschaftlicher Tätigkeit in der Nachbarschaft von Fundplätzen. Diese stellen neben Raubgrabungen eine weitere, nicht zu unterschätzende Bedrohung des archäologischen Erbes dar.

An 267 der 1100 Stätten konnten Plünderungen und/oder die Ausdehnung von Bebauung/ landwirtschaftlicher Aktivitäten nachgewiesen werden.
Dabei verlief die Entwicklung dieser Vorgänge nicht regelmäßig, sondern war Schwankungen unterworfen. Parcak konnte einen ersten signifikanten Anstieg der Raubgrabungstätigkeit für 2009 belegen. Ab 2011, dem Jahr des Arabischen Frühlings kommt es zu einer weiteren Intensivierung. Besonders betroffen waren das Nildelta, Fundstätten südlich von Kairo (z. B. am Pyramidenfeld von Dahshur) und in Mittelägypten. 
Snofru-Pyramide von Dashur
(Foto: Michael Höfner [CC BY SA 2.5] via Wikimedia Commons)

Parcak setzte ihre Beobachtungen zum Verlauf der Raubgrabungsaktivitäten in Beziehung zur gleichzeitigen ökonomischen und politischen Entwicklung des Landes. In den Jahren 2008/09 kam es zur weltweiten wirtschaftlichen Krise, die sich in Ägypten im Niedergang des Tourismus sowie im Anstieg des allgemeinen Preisniveaus und der Arbeitslosigkeit, vor allem bei jungen Männern bemerkbar machte. Parcak konnte somit aufzeigen, was schon lange immer wieder geäußert, aber nie deutlich belegt wurde, nämlich, dass die ökonomische und innenpolitische Situation Ägyptens einen Einfluss auf die Plünderung und Zerstörung des archäologischen Erbes hatte. 

Parcak und ihr Team stellten weiterhin einen Bezug ihrer Ergebnisse zur Entwicklung des Angebotes ägyptischer Antiken in internationalen Auktionshäusern her. Dabei postulierten sie einen klaren Zusammenhang der Entwicklung der Raubgrabungsaktivitäten mit dem Anstieg des Angebotsvolumens im Handel. Eine Untersuchung dazu hatte der Brite D. Gill von der Universität Suffolk bereits vorgelegt: Während beim Auktionshaus Sotheby’s im Jahr 2002 ägyptische Antiquitäten noch im Wert von $3 Mio. versteigert wurden, stieg der Erlös für diese Objekte im Jahr 2010 auf $13 Mio. an.

Die Satellitenbildanalyse ermöglicht Voraussagen über Gattungen und Zeitstellungen von Objekten, die mit großer Wahrscheinlichkeit demnächst auf dem Markt auftauchen werden. Parcak liefert mit ihrer Studie eine wertvolle Hilfe bei der Überwachung und Erforschung des illegalen Antikenhandels.


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