Samstag, 27. Dezember 2014

Das ultimative GrabungsHANDbuch?

Archäologie ist mehr als Metallobjekte finden: Drum rum gibt es viel Handarbeit - und Nachdenken. - Impressionen von den Grabungen im Juli 2014 in Caričin Grad.



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Freitag, 19. Dezember 2014

Eine neue Symbiose von Genetik und Sprachwissenschaft? Hoffentlich keine alte!

In Jena wurde im November 2014 ein neues Max-Planck-Institut für Geschichte und Naturwissenschaften (teils auch Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschicht) /Max Planck Institute for the Science of Human History eingerichtet (als wissenschaftliche Neuausrichtung des bisherigen MPI für Ökonomik). Es umfasst eine Abteilung für Archäogenetik und eine für Sprach- und Kulturevolution.
So sehr zu begrüßen ist, dass diese beiden wichtigen Forschungsrichtungen institutionell besser etabliert werden und Forschungsressourcen erhalten, so wirft das Konzept doch auch recht kritische Fragen auf.
Wie stellt man sich eine Synthese zwischen Genen, Sprache und Kultur vor? Bislang ist nicht zu erkennen, wie mit dieser grundlegenden kulturwissenschaftlichen Problematik in dem sehr naturwissenschaftlich ausgerichteten Institut umgegangen werden soll. Die Gleichsetzung von "Rasse"/Genetik, Sprache und Kultur ist eines der problematischen Kapitel der deutschen Forschungsgeschichte nicht nur der Archäologie, Geographie und Geschichte während der NS-Zeit. Eigentlich sollte heute klar sein, dass eine einfache Gleichsetzung dieser ganz unterschiedlichen Kategorien nicht statthaft ist.
Bleibt zu hoffen, dass hier Naturwissenschaftler nicht ganz unbedarft und konzeptlos der alten Gleichsetzung folgen, die in der Vergangenheit eine der übelsten Grundlagen für Rassismus geworden war.
Die Website formuliert als Aufgabe des Instituts die "Entwicklung und Anwendung neuer naturwissenschaftlicher Methoden, mit dem Ziel einer integrierten Wissenschaft der Menschheitsgeschichte. Es schlägt dabei eine Brücke zwischen den Geschichts- und Naturwissenschaften." Wie die Integration aber tatsächlich konkret aussieht, bleibt bisher unklar, zumal auch nicht zu erkennen ist, dass tatsächlich Geschichtswissenschaften beteiligt sind.
In einem Kommentar der FAZ weißt auch Jörg Feuchter auf die Herausforderung hin, die es bedeutet, Genetik und Geschichtswissenschaft zusammenzuführen. Er sieht hier die Geschichtswissenschaften in der Pflicht, sich ihr zu stellen, doch bringt auch er die Hoffnung zum Ausdruck, "dass das neue Max-Planck-Institut in Jena auch ein Ort für solche kritischen Dialoge wird." Ohne solch einen Dialog wird das neue Institut keine vertretbaren Ergebnisse liefern können.

Die beste Genetik bringt nichts, wenn sie ihre Daten mit den falschen historischen und sozialwissenschaftlichen Konzepten interpretiert. Es wäre ein großer Erfolg, wenn es hier tatsächlich gelingt, Natur- und Geisteswissenschaften zusammenzuführen!

Links
    Kritisch auch zur Gleichung "Gen = Volk":
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    Montag, 15. Dezember 2014

    „Don’t buy this stuff!“ – Zur Berliner Tagung „Kulturgut in Gefahr-Raubgrabungen und illegaler Handel“

    Jutta Zerres

    „Was tun?" angesichts weltweit zunehmender Raubgräberei und dem boomenden Handel mit den geplünderten Kulturgütern fragten sich am 11. und 12. Dezember die Teilnehmer der internationalen Tagung, zu der das Deutsche Archäologische Institut, die Stiftung Preussischer Kulturbesitz und der Deutsche Verband für Archäologie eingeladen hatten.

    Es geht um nichts geringeres als das kulturelle Gedächtnis der Menschheit, das im Boden in Form von Befunden und Kleinfunden konserviert ist.
    Raubgrabungen  sind zwar gewiß keine neue Erscheinung. Jedoch haben die politischen Krisen der jüngeren Vergangenheit insbesondere im Nahen Osten das Problem vielfach verstärkt. Allerdings wäre es eine glatte Fehleinschätzung, dass das Phänomen auf diese Regionen beschränkt wäre; es hat sich weltweit zu einer veritablen Bedrohung entwickelt. Die Bandbreite der Motivationen der Akteure ist breit. Sie liegen im puren ökonomischen Überlebenskampf, aber auch in einer überbordenden Gewinnsucht.  Dass Terroristen neuerdings ihre Aktivitäten u. a. auch mit dem Verkauf von illegal ausgegrabenen Objekten finanzieren und Kulturstätten feindlicher Gruppen aus ideologischen Gründen zerstören ist da nur das Tüpfelchen auf einem per se schon höchst abscheulichen „i". Wie mehrfach im Laufe der Tagung betont wurde, hält das deutsche Recht derzeit keine geeigneten Maßnahmen zur Beschränkung des Handels mit archäologische Objekten bereit, um dem Fortschreiten des Desasters etwas entgegen zu setzten. Vielmehr machten die laxen Gesetze Deutschland zu einem Umschlagplatz für diese Ware.

    Um der Sache von Seiten der deutschen Gesetzgebung endlich angemessen begegnen zu können, plant Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine Gesetztesnovelle des Kulturgutschutzgesetztes von 2007. Die Tagung sollte mit Ideen, Verbesserungsvorschlägen und Konzepten dafür den Boden bereiten.

    Politisch war die Sache hoch aufgehängt: Das Auswärtige Amt stellte seinen „Weltsaal" zur Verfügung und die Begrüßungsworte sprachen vor den Repräsentanten der einladenden Institutionen die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Maria Böhmer und die Initiatorin der Gesetzesnovelle selbst.

    Anwesend waren neben Archäologen und Juristen auch zahlreiche Pressevertreter von namhaften Medien. Für Archäologen ist so eine hohe Aufmerksamkeit für ihre Anliegen eher gewöhnungsbedürftig; Tagungen finden im Allgemeinen ohne nennenswert Anteilnahme der Öffentlichkeit statt. Das große Medienecho (s. u.) kann also die Fachvertreter, die sich nach Aussage des Leiters des DAI Kairo St. Seidlmayer ab dem ersten Semester der Marginalität ihres Exotenfaches bewußt sind, nicht kaltlassen.

    Ungewöhnlich war auch die Anwesenheit von Vertretern des Kunsthandels, denen die geplante Gesetzesnovelle als eine Art Damoklesschwert erscheinen muss. Je nachdem wie die Änderungen ausfallen, könnte es passieren, dass ihnen zukünftig das eine oder andere goldene Vlies davonschwimmt.

    Donnerstag, 11. Dezember 2014

    Die Zukunft mag erneuerbar sein - die Vergangenheit ist es nicht!

    In Nazca in Peru hat Greenpeace in der geschützten Zone des UNESCO-Weltkulturerbes als Aktion den Slogan "Time for Change! The future is renewable. Greenpace." angebracht. Die Schrift selbst stellt wohl keinen Bodeneingriff dar, doch ist es in dem Bereich das Betreten verboten. Fachleute betreten das Gelände nur mit Spezialschuhen. (Nachtrag 11.12.2014): Durch die Begehungen bei der Aktion ist eine neue Linie entstanden, die das Bild stört. -
    Die Linien gelten den Indios zudem immer noch als heilig.

    (Änderung 11.12.2014): Die peruanische Regierung hat die Aktivisten ausgewiesen. Greenpeace hat sich inzwischen entschuldigt. Aus den Berichten wurde mir nicht klar, welcher Schaden entstanden ist.
    Die peruanische Regierung hat eine Entschuldigung von Grenpeace abgelehnt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Durch die Begehung von 15 Aktivisten ist eine neue Linie im Kolibribild entstanden. 

    Die Zeichnung eines Colibris vor dem Greenpeace-Protest
    (Foto: BjarteSorensen, 2003 [CC BY SA 3.0) via Wikimedia Commons)

    Links
    Nachtrag 11.12.2014
    jetzt auch deutsche Medien:
    Nachtrag 12.12.2014

    Montag, 8. Dezember 2014

    Getty-Generaldirektor James Cuno: Keine Rückgabe von Funden

    Lesenswert zur Diskussion um die Rückgabe illegal gehandelter Museumsobjekte an die Herkunftsstaaten die Position des Generaldirektors des Getty Trusts James Cuno:

    Die Getty Museen haben in der Vergangenheit öfters durch Skandale mit illegal gehandelten Kunstobjekten und archäologischen Fundstücken Schlagzeilen gemacht und mussten in den letzten Jahren einigen Rückgabeforderungen etwa von Italien nachgeben. James Cuno spricht sich gegen eine Rückgabe von Museumsobjekten an die Herkunftsstaaten aus. Rückgabeforderungen seien nationalistisch.
    An einem wichtigen Punkt hat Cuno durchaus Recht: Die Rückgabe an einen Staat erweckt den Eindruck, Kultur sei Staatseigentum. (Was bei einigen unserer heimischen Sondler dann auch zu der absurden Meinung führt, der Staat würde sie durch das Schatzregal bestehlen.) Kultur gehört nicht dem Staat, sondern den Menschen - als Gemeinschaft. Es ist in der Tat nicht der moderne Staat, der einen moralischen Rückgabeanspruch hat (wohl aber einen rechtlichen), sondern es sind die Menschen der Region - basierend auf dem Aspekt des Raumes, nicht der Abstammung. Der Staat ist hier nur ihr Vertreter.
    Was Cuno aber übergeht, ist der Fakt, dass die meisten Objekte illegal außer Landes gebracht worden sind. Repatriierung ist eben auch ein Instrument, künftigen Schmuggel und Raubgrabungen zu vermeiden. Es dürfen keine Anreize gesetzt werden, Fundstellen und Geschichte dem Sammlerwahn und Kommerz zu opfern.

    Links und Literatur

    Montag, 1. Dezember 2014

    Kampf gegen Terror und Raubgrabungen (Syrien und Irak im November 2014)

    UNESCO-Direktorin Irina Bokova vergleicht die "kulturelle Säuberung", die IS derzeit im Nordirak und in Syrien betreibt, mit Völkermord.
    “Das ist eine Möglichkeit, Identitäten zu vernichten. Man beraubt die Menschen ihrer Kultur, ihrer Geschichte und ihrer Sprache - deshalb geht das mit Völkermord Hand in Hand. Abgesehen von der physischen Verfolgung wollen sie auch das Gedächtnis der verschiedenen betroffenen Kulturen löschen, d.h. zerstören.” (“This is a way to destroy identity. ... You deprive them of their culture, you deprive them of their history, their heritage, and that is why it goes hand in hand with genocide. Along with the physical persecution they want to eliminate – to delete – the memory of these different cultures.”) Bokova fordert bessere Maßnahmen gegen den internationalen Handel mit geplünderten Antiken. 
    Finanzierung des IS-Terrors durch den Antikenhandel 
    Im Schatten der Greueltaten des IS haben Raubgrabungen und Antikenhandel in Syrien und Irak in den Medien große Aufmerksamkeit gefunden.
    In Deutschland hat vor allem die Doku der ARD vom 20.10.2014 "Das geplünderte Erbe"  das Thema aktuell gemacht.

    In den Medien ist dabei von Milliardengewinnen durch den IS und vom Antikenhandel als zweitwichtigster Einnahmequelle die Rede. Dass der IS von Raubgrabungen profitiert, steht aufgrund einiger Zeugenaussagen außer Zweifel. Zweifelhaft sind allerdings die wohl tatsächlich überzogenen Zahlen zu den Einnahmen des IS aus dieser Quelle:
    Ein Beitrag von Jason Felch bei Chasing Aphrodite zeigt auf, wie die Aussage, Raubgrabungen und Antikenhehlerei seien die zweitwichtigste Einnahmequelle von IS, zustande kam. Es gibt freilich keinen Zweifel am Ausmaß der Plünderungen, denn Luftbilder belegen, wie vollständig viele Fundstellen inzwischen durch Raubgrabungslöcher vernichtet sind, was jedoch nicht allein auf das Gebiet des IS zutrifft. Aber bislang ist der Verbleib der sicher in die Hunderttausende gehenden Funden unklar. Noch wird der westliche Markt damit nicht überschwemmt - wobei die komplexe Handelskette und die Provenienzfälschung "alter Sammlungen" auch eine gewisse Zeit benötigt. So fehlt es an gerichtsfähigen  Beweisen, dass IS damit tatsächlich so viel Geld verdient - sind doch die Herkünfte meist gut verschleiert und liegen die Gewinne doch eher am Ende der Handelskette.
    Um hier Klarheit zu schaffen und um dann auch effektiv gegen den IS vorgehen zu können, ist es von zentraler Bedeutung, dass der Kunsthandel an der Aufklärung mitarbeitet und die Handelswege offen legt.
    Schon früher hat Derek Fincham die Frage aufgeworfen (vergl. Archaeologik 1.9.2014), wie die Archäologie mit dem Terroraspekt umgehen soll, da dieser zwar kurzfristig die Aufmerksamkeit auf das Thema lenkt, mittel- bis langfristig der Sache des Kulturgüterschutzes aber schaden könne. Immerhin besteht ein hohes Risiko, dass die Archäologie hier für die Interessen der US-Außenpolitik mißbraucht werden kann.
    Die ZEIT berichtet über die Finanzierungsmethoden des IS, wobei zunächst das Geschäft mit dem Kidnapping im Mittelpunkt steht:
    Eine aktuelle Zusammenfassung des Kenntnisstandes bringt
    Verschärfung des Kulturgüterschutzgesetzes in Deutschland
    Die bisherigen Regelungen des 2006 erlassenen Kulturgütergesetzes (mit dem erst nach über 30 Jahren auch Deutschland die UNESCO-Welterbe-Konvention mehr schlecht als recht umgesetzt hatte), hatten einer Überprüfung nicht stand gehalten. Die unzureichenden Regelungen haben im Gegenteil dem Antikenhandel in Deutschland einen Freischein ausgestellt. Vergl.

    Die Ankündigungen von Staatssekretärin Monika Grütters im Oktober gingen in die richtige Richtung.

    Samstag, 29. November 2014

    Gute Ansätze, schlechte Ausführung - das Denkmalschutzgesetz NRW

    Nach etwa einem Jahr des neuen Denkmalschutzgesetzes in Nordrhein-Westfalen hat die DGUF die aktuelle Situation einer kritischen Würdigung unterzogen. Die guten Ansätze im neuen Gesetz werden demnach in der Praxis wieder verspielt - mit enormen Verlusten für die Wissenschaft und den Landeshaushalt, der einmal Anlaß gegeben hatte, über weitgehende Kürzungen nachzudenken.

    Mit einer Presseerklärung hat die DGUF ihre Überlegungen nun vorgestellt.
    In den Archäologischen Informationen sind zu Nordrhein-Westfalen zwei Artikel erschienen, die die Einschätzung näher erläutern:
    • F. Siegmund/ D. Scherzler, Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 2014 – ein Jahr nach dem Ringen gegen Mittelkürzungen und für eine bessere gesetzliche Grundlage. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 26. Nov. 2014. [PDF]
    • Chr. Fuchs, Warum archäologische Gegenstände keine "Funde" sein dürfen – Die Verwaltungsvorschrift zu § 17 Schatzregal DSchG NRW. Archäologische Informationen, Early View, online publiziert 26. Nov. 2014. [PDF]
    Das neue Denkmalschutzgesetz brachte vor allem zwei Neuerungen: Das Verursacherprinzip und das Schatzregal. Deren konkrete Umsetzung wurde in Ausführungsbestimmungen geregelt, die die positiven Ansätze wieder zunichte machen.

    Hinsichtlich des Verursacherprinzips urteilen Siegmund und Scherzler:
    "Doch die daraus resultierende Stärkung der Archäologie im Land kommt nur begrenzt zum Tragen, da die Mitte 2014 erlassenen Ausführungsbestimmungen zum DSchG dessen Potenzial nicht ausschöpfen. Sie schränken das neu eingeführte Schatzregal sogar erheblich und fachlich untauglich ein. Vor allem überrascht angesichts der Sparwünsche der Landespolitik, dass bei Rettungsgrabungen die Kostenübernahme durch die Verursacher ohne Not und gegen europäische Regelungen stark begrenzt wird."
    Als problematisch erweisen sich auch die Ausführungsbestimmungen zum Schatzregal, das Lesefunde im Wesentlichen ausklammert. Das ist fachlich höchst fragwürdig, liefern doch gerade Lesefunde wichtige Informationen, die für eine vorausschauende Denkmalpflege so wichtig sind. Lesefunde sind mit der wichtigste Indikator, dass auf einem Baugrund mit Archäologie zu rechnen ist. Hier wird Rechtssicherheit verschenkt - und natürlich auch schützenswerte historische Quellen negiert.

    Die Verwaltungsvorschrift unterscheidet nun zwischen beweglichen Bodendenkmälern, was im Wesentlichen nur noch Funde aus Grabungen sind und Funden. Archäologische Lese- und Detektorfunde hingegen sind grundsätzlich „Funde“ in Sinne von § 17 DSchG NRW ohne Denkmaleigenschaft.
    "Diese Regelung hat sehr weitreichende Folgen, da Lesefunde nun nicht mehr von den Fachämtern registriert werden müssen; ihre Kenntnis geht damit der Wissenschaft verloren und ihre Fundstellen bleiben ohne gesetzlichen Schutz." (Fuchs)

    Diese Ausführungsbestimmungen mögen der engen Personaldecke und den Lagerungskapzitäten entgegenkommen, sind aber fachlich unsinnig und verstoßen zudem gegen die fachliche Ethik und die europäische Konvention von La Valletta/Malta.

    Die neuen Regelungen sind für die zahlreichen Sammler verwirrend, signalisieren sie doch auch, dass ihre Tätigkeit keinerlei wissenschaftlichen Wert hätten. das ist ja aber nur der Fall, wenn Funde schlecht dokumentiert sind und nicht vorgelegt werden. Künftig wird keine Vorlage der Funde mehr verlangt, was auch bedeutet, dass die Konservatoren noch weniger Zeit dafür zur Verfügung haben. Funde werden nicht gemeldet, Fundstellen werden verloren gehen.


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    Donnerstag, 27. November 2014

    Der Zoll als Hehler?

    Auf Zoll-Auktion, einer Plattform des Bundes-Finanzministeriums, auf der "gepfändete, sichergestellte oder beschlagnahmte Sachen, ausgesonderte Gegenstände des Verwaltungsgebrauchs und Fundsachen von Behörden und Institutionen von Bund, Ländern und Gemeinden sowie sonstigen öffentlich-rechtlichen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen" versteigert werden, werden derzeit 69 antike, überwiegend römische Münzen angeboten.
    Damit beteiligt sich der Staat an einem Markt, der die Plünderung archäologischer Fundstellen fördert. 
    Nach Protesten hatte der Zoll die Versteigerung zunächst ausgesetzt, dann aber erneut eingestellt, da keine Erkenntnisse vorlägen, dass es sich bei den Münzen um gestohlenes oder illegal gehandeltes Kulturgut handele. Das ist eine Verkennung der Realitäten. Ein solcher Nachweis ist nie zu erwarten, denn es steht ja niemand neben dem Raubgräber und fertigt erst einmal ein Fahndungsfoto an - und bei römischen Münzen wird auch kein Provenienzland Ansprüche erheben können, immerhin gibt es heute weit über 30 Staaten auf dem Territorium des Imperium Romanum.
    Angesichts der großen Zahl von Raubgrabungslöchern auf römischen Fundstellen ist davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil der auf dem Markt befindlichen Münzen aus solchen illegalen Quellen stammen. Hier steht zu Recht die Forderung im Raum, dass nur noch Funde gehandelt werden dürfen, die mit Papieren ausgestattet sind, die die legale Herkunft positiv nachweisen. Dementsprechend ist es zu begrüßen, wenn nun von Seiten der Bundesregierung Bestrebungen bestehen, das bestehende Kulturgüterschutzgesetz dahingehend zu verschärfen, dass eindeutige Papiere vorgelegt werden müssen, die die Rechtmäßigkeit erweisen - siehe das vernichtende Urteil zum bestehenden Gesetz: Bericht der Bundesregierung zum Kulturgutschutz in Deutschland (pdf) - http://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BPA/BKM/2013-08-12--bericht-kulturgutschutz.pdf).

    Das Entscheidende dabei ist, dass verhindert wird, dass aus archäologischen Funde Gewinne erzielt werden, die Raubgrabungen motivieren - das gilt für Münzen genau so wie für andere Funde, denn das Problem ist das Raubgrabungsloch, das entscheidende historische Quellen vernichtet.

    Zoll-Auktion macht zu den Münzen keinerlei Provenienzangaben. Daher ist es mehr als wahrscheinlich, dass sie aus illegalen oder mindestens unethischen Quellen stammen. Archäologische Funde sind in Deutschland meldeflichtig und im Ausland überall mit einem Exportverbot belegt. Bleiben 'alte Sammlungen', die aber zumindest klar und nachvollziehbar benannt werden müssten!
     
    Dass nun das Finanzministerium Kulturgut versteigert und damit einen finanziellen Anreiz für weitere Raubgrabungen setzt, ist nicht zu akzeptieren!



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    Montag, 24. November 2014

    Sonderangebot der Woche! Antike "Schrottmünzen" beim Lebensmitteldiscounter

    Rainer Schreg/Jutta Zerres

    Der Lebensmitteldiscounter NORMA bietet seit 19.11.2014 eine „Sammler-Wunderkiste Münzen“ an. Darin enthalten ist u. a. auch "aus Schatzfund: 1 originale altrömische Münze!!!"

    Uns hat dieses Angebot entsetzt, zeigt es doch wieder, wie gering die Sensibilität gegenüber archäologischen Funden als historischer Quelle ist. Wir haben uns daraufhin - unabhängig voneinander - als Privatpersonen an NORMA gewandt. Umgehend erhielten wir von deren Lieferanten Prophila Collection Antwortbriefe mit weitgehend identischen Inhalten. Der Lieferant führt aus, dass letztlich alles legal sei und es sich nur um „Schrottmünzen“ handele. Als Beweis dafür, dass das Angebot nur minderwertige Objekte enthalte, wurde uns auch je eine der originalen altrömischen Münzen zugesandt, wie sie auch in der „Sammler-Wunderkiste“ vorzufinden sind.


    "Schrottmünze"
    (Foto R. Schreg)
    Die Münze wurde von Prohila Collection dem Antwortschreiben beigelegt.

    Vorab: Wir begrüßen die rasche und ausführliche Rückmeldung des Geschäftsführers der Firma Prophila Collection, der sie sich mit der Kritik auseinandergesetzt und eine ernsthafte Antwort verfasst hat! Und wir glauben, dass nach bestehender Gesetzeslage das Angebot legal ist - allerdings hat es aus ethischer Sicht eben einen ausgesprochen bitteren Beigeschmack. Deshalb hat sich NORMA zu fragen, ob das Unternehmen tatsächlich als Kulturzerstörer wahrgenommen werden möchte. Vermutlich haben sich die Verantwortlichen bei dem Unternehmen darüber im Vorfeld des Angebotes keine Gedanken gemacht.

    In der Sache erscheint uns die Reaktion des Lieferanten in mehrfacher Hinsicht als aufschlussreich, letztlich aber als wenig befriedigend.

    Zunächst bekundet der Geschäftsführer sein persönliches Geschichtsinteresse und betont auch seine Unterstützung für den Schutz von archäologischen Kulturgütern. Wie passt das zusammen?
    „Wir verstehen Ihr Anliegen im Sinne der Archäologie und möchten aber auch die Bedeutung des Handels für das gleiche Thema verständlich machen. Letztlich gelangen diese Sammlerstücke in Hunderttausende von Haushalten und erwecken so erst das Interesse an der Geschichte.“
    Interesse für Geschichte bedeutet hier ganz offenbar, dass man sich damit auseinandersetzt, indem man sich ein Teil von ihr physisch aneignet. Dahinter steht wohl eine problematische Vorstellung von historischer Authentizität, die über das Objekt vermittelt wird und die letztlich die Gefühlsebene anspricht. Das ist freilich etwas ganz anderes als ein wissenschaftliches Geschichtsinteresse, das weniger am Objekt, als vielmehr an dessen Informationen interessiert ist.
    Verständnis für Geschichte als eine kritische, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann so ein Angebot aber nicht wecken. Dazu wäre ein minimaler didaktischer Rahmen notwendig.

    Ein wichtiges Argument für den Münzhändler ist der Wert der Münze. Zwar sieht er völlig richtig:
    "Im Gegensatz zu anderen Artefakten sind Münzen das Produkt einer semiindustriellen Massenfertigung und deren Wert liegt damit meist nicht in deren Einmaligkeit, sondern eher in Verbindung mit dem Fundort in der Chance, die Datierung dieses Ortes zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. "
    Die Tatsache, dass aber gerade durch den Münzhandel Anreize gegeben werden, diese Chance zu vernichten und immer mehr Münzen undokumentiert aus dem Boden zu reißen, und hier das eigentliche Problem der Entwertung liegt, liegt außerhalb der Münzhändler-Argumentation.
    Stattdessen wird die Münze dann doch als Einzelobjekt eigenen - materiellen - Wertes gesehen:
    „Römische Münzen, das wissen Sie sicherlich als Person mit Einblicken in die Branche, gibt es Tausende verschiedene. Von einzelnen Sorten existieren teilweise zigtausend. So kann man mit gutem Recht behaupten, dass Millionen von Münzen aus dieser antiken Zeit noch am Markt sind.“
    „Gold- und Silbermünzen, aber auch seltenere Prägungen haben Seltenheitswert und sind entsprechend teuer.“
    Deshalb handele es sich bei der angebotenen Münze
    "nicht um eine echte Rarität im oben beschriebenen Sinne“".
    „Vielmehr handelt es sich um eine sogenannte „Schrottmünze“. Das heißt, es ist eine einfache ungereinigte Bronzemünze mit schwachem Relief. Davon gibt es Hunderttausende nicht zuletzt auch auf Märkten wie ebay zu kaufen.“
    Unseres Erachtens macht das die Sache aber nicht weniger schlimm: "Schrottmünze" ist keine Kategorie der Archäologie. Zur Schrottmünze wird sie nur in den Augen eines Handels, der damit keinen Gewinn machen kann, aber auch nicht zögert, sie frei zu verschenken und beim Lebensmitteldiscounter anzubieten, um Nachwuchssammler zu ködern. Gerade dann, wenn der Handel auch solche Schrottmünzen übernimmt, wird in Kauf genommen, dass historische Informationen vernichtet werden. Das Angebot behauptet zudem, die Münze stamme aus einem "Schatzfund". Wenn hier nicht einfach eine irreführende Behauptung (und ein Fall für den Verbraucherschutz) vorliegt, bedeutet das aber immerhin, dass ein Komplex zusammengehörender Münzen auseinander gerissen wurde, der eine historische Quelle dargestellt hätte - und fast überall meldepflichtig gewesen wäre. Die beigelegten Münzen sind stark korrodiert, ungereinigt (also vielleicht eher nicht aus alter Sammlung) und kaum mehr bestimmbar, gleichwohl wären sie im Kontext des Schatzfundes durchaus noch wichtiger Teil einer historischen Quelle gewesen. Das Problem liegt darin, dass für einen Münzhandel genau der eigentliche Wert vernichtet wird.

    Ohne Kontext
    Mit Kontext
    • Materieller Wert
    • Datierungsmöglichkeit für archäologische Befunde
    • Bildprogramm der Münze
    • ggf. Teil eines Hortfundes (vulgo: Schatzes) mit wichtigen Informationen zu dessen Bildung, Zusammensetzung
    • Rarität
    • Lokaler Münzumlauf

    • Wirtschaftliche Konjunkturen

    • „Schatzhorizonte“: Informationen zu politischen Krisen, Unruhezeiten

    • Regionale Metallzusammensetzungen

    • Bestattungs- und Opfersitten

    • Regionale Wirtschaftsbeziehungen

    Anm.: Selbst schlecht erhaltene, nicht mehr exakt bestimmbare Münzen liefern zumindest ein quellenkritisches Korrektiv
     Tab.: Der Wert einer Schrottmünze - in rot der vernichtete Wert

    Tatsächlich sind wohl viele römische Münzen in Privatbesitz, die vielleicht aus "alter Sammlung" stammen oder zufällig im Baustellenaushub gefunden worden sind. Auch diese Funde könnte man mit einem Herkunftsnachweis versehen, indem bei Neufunden eine Behörde bescheinigt, dass es sich um einen wissenschaftlich irrelevanten Fund handelt. Die Meldepflicht in den deutschen Denkmalschutzgesetzen besteht ohnehin schon. Bei Altfunden könnten alte Fotos und Sammlungsinventare ggf. eine eidesstattliche Erklärung den Funden beigelegt werden, die präzise (deutlich mehr als 'alte Schweizer Sammlung'!) auflisten, was zur Provenienz bekannt ist.
    „Herkunftszertifikate werden in Deutschland mit gutem Recht nicht verlangt, weil sonst diese Münzen allesamt illegal würden und nicht mehr übertragbar wären. Der Handel mit Hehlerware ist jedoch eindeutig geregelt und gilt für jedes Produkt, so natürlich auch für Münzen. Wir haben die Ware in gutem Glauben erworben und gehen natürlich davon aus, dass diese Ware nicht aus solchen Quellen stammt. Auch bei anderen Produkten verlassen wir uns auf diese Grundsätze von Treu und Glauben.“
    Angesichts der enormen Raubgrabungslöcher, die man im Vorderen Orient, aber auch anderenorts wie beispielsweise in Bulgarien auf Google-Luftbildern erkennen kann, (vergl. Ratiaria – Die geschredderte Römersiedlung. Archaeologik [20.6.2013]; Die völlige Zerstörung von Apameia. Archaeologik [30.4.2013]), ist es aus unserer Sicht allerdings sehr wahrscheinlich, dass ein großer Teil von Münzfunden aus Raubgrabungen stammt und „Treu und Glauben“ längst nicht mehr ausreichen. Wenn sich auch im Einzelfall des Norma-Angebots ein Gesetzesverstoß wahrscheinlich nicht wird nachweisen lassen, so ist doch mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die angebotenen Funde illegal sind. Insofern ist das Angebot in höchstem Maße unmoralisch.

    Derzeit gibt es durchaus Planungen, das Kulturgüterschutzgesetz zu reformieren (http://www.deutschlandradiokultur.de/terror-geschaefte-gesetz-soll-illegalen-handel-mit.1013.de.html) und endlich den internationalen Standards anzupassen. Entweder ist das dem Münzhändler noch nicht bekannt, oder er möchte davon ablenken („eine Verschärfung der Gesetze nicht geplant“). Bleibt zu hoffen, dass hier endlich der Legitimitätsnachweis festgeschrieben wird.
    "Es ist ein Spannungsverhältnis zwischen beiden Interessenlagen ist sicher vorhanden, das sich letztlich nicht befriedigend lösen lässt." 
    Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Vergangenheit wie auch gegenüber der Zukunft kann aber nur bedeuten, dass man alles unterlässt, was neue Raubgrabungen ermutigt.
    „Zusammenfassend möchten wir sagen, dass wir uns vollkommen konform mit unseren Gesetzen verhalten und auch sonst keinen Grund sehen, unser Angebot als anstößig zu betrachten.“
    In Zeiten, in denen der Islamische Staat seinen Terrorismus, der so unsagbares Leid über Menschen gebracht hat, unter anderem auch mit dem Verkauf von Antiken finanziert (vergl. Archaeologik), scheint ein solches Angebot aus unserer Sicht eben doch anstössig. Jahrtausendealte archäologische Fundstellen werden für solche Schrottangebote und einige wenige hochpreisige Kunstwerke für alle Zukunft zerstört. Norma setzt seinen Ruf aufs Spiel.


    PS:
    Die beiden Münzen, die uns zugesandt wurden, werden der Sammlung des RGZM übergeben, da wir uns als Archäologen keine privaten Funde leisten möchten und es auch nicht für verantwortbar halten, die Funde durch Rücksendung an den Händler wieder in den undurchsichtigen Markt zu geben.


    Link (Nachtrag 26.11.2014)

    Nachtrag (11.12.2014):
    Der Blogpost wurde von swr2 Kultur aufgegriffen:

    Sonntag, 23. November 2014

    Antikenhandel in Südostasien

    Nicht nur ein Thema für den Nahen Osten:
    Ein wachsender Markt für Antiken, in dem Thailand und Singapur die entscheidenden Drehscheiben sind. Ein wichtiger Endmarkt sind offenbar die USA, von wo jüngst 500 illegal gehandelte Objekte an Thailand zurückgegeben worden sind. 

    Dienstag, 4. November 2014

    Kambodscha: Die Ausfuhr von Kulturgütern war auch früher illegal

    Mehrfach gab es in jüngerer Zeit Affären um illegal gehandelte Statuen aus Kambodscha, die bei großen Auktionshäusern angeboten wurden. Rechtsansprüche der Herkunftslandes wurden von den Geschäftemachern des Antikenhandels verneint, Rückgaben als freiwilliges Zeichen guten Willens dargestellt.

    Dass aber der Export auch früher schon nicht rechtens war zeigt ein Beitrag bei artnetnews:

    Ähnliches gilt übrigens auch für den Mittelmeerraum, wo es auch vor 1970 Antikengesetze gab, die den Export von Kulturgütern weitgehend verboten haben - oder an Bedingungen gebunden, die bei legal exportierten Funden auch heute noch nachprüfbar sein sollten.


    Interner Link

    Samstag, 1. November 2014

    Die Rolle des Antikenhandels gerät ins Blickfeld - Syrien und Irak im Oktober 2014

    Der Kampf gegen den IS-Terror
    Das Zurückdrängen und Zerschlagen des IS findet nicht im Pentagon sondern bei Sotheby's statt, meint:
    und doch passiert in dieser Richtung nichts:
    Schon öfters wurde darauf hingewiesen, dass der Handel mit Antiken eine wichtige Einnahmequelle des IS darstellt.

    Michael Jansen weist darauf hin, dass viele der geplünderten Funden nach gängigen Erfahrungen in Museen und Privatsammlungen in den USA landen werden. In Bezug zu den Ankündigungen von John  Kerry im Metropolitan Museum in New York (siehe Archaeologik, 1.10.2014) sieht es Jansen als besondere Ironie an, dass dessen Ankündigung, die Welt müsse dem Vandalismus von Zerstörung und Plünderung ein Ende bereiten, ausgerechnet in einem Museum erfolgte, dessen Grundbestand aus Plünderungen stamme (vergl. http://chasingaphrodite.com/tag/metropolitan-museum-of-art/).

    In Deutschland setzt möglicherweise ein Umdenken ein und eine Gesetzesnovelle könnte die illegale Einfuhr weitgehend stoppen. "Wir werden das Kulturgutgesetz ganz grundsätzlich ändern." sagt Staatssekretärin Monika Grütters. Es solle ein Paradigmenwechsel erfolgen und künftig ein Ausfuhrzertifikat verlangt werden. Das entsprechende Gesetz könne 2016 in Kraft treten.
      Ein Beitrag der ARD am 20.10.2014 "Das geplünderte Erbe"  (Mediathek) zeigt auf, wie unter anderem der deutsche Antikenhandel den IS-Terror finanziert. Über die Türkei und Kuwait landen die Fundobjekte mit falschen Provenienzangaben in deutschen Auktionshäusern.
      Der Beitrag hat große Medienresonanz erfahren und Kollege Michael Müller-Karpe, der auch in der ARD-Dokumentation eine fachliche Einschätzung gibt, wurde zu zahlreichen Interviews angefragt:
      Hier wird es wichtig sein, dass die Fachwelt in den nächsten Wochen, die Planungen für das neue Gesetz aktiv unterstützt und die guten Ansätze gegen den Lobbyismus der Händler verteidigt.

      Über die Raubgrabungen der IS im Irak und in Syrien ist nur wenig bekannt, da anders als im syrischen Bürgerkrieg hier keine Archäologen oder andere Kulturinteressierten sich noch trauen, heimlich Videos der Fundstellen zu drehen und übers Netz zu verbreiten.


        Die Türkei versichert, sie würde "weiterhin" verhindern, dass syrische Antiken über die Türkei geschmuggelt würden.


        Zerstörungen und Plünderungen
        Die Heritage Damage Letters mit einer Zusammenstellung der Zerstörungen und Plünderungen in Syrien im Oktober:
        Hier sei deshalb nur eine kleine Auswahl von Berichten verlinkt:
        Weitere Medienberichte über Zerstörungen 

        Ähnlich wie dies in Syrien passiert ist, starten nun auch Archäologen aus dem Irak eine Berichterstattung über die Kulturzerstörung via facebook:

        Tell Shair bei Kobane
        Die Gruppe Protect Syrian Archaeology hat auf youtube ein Video veröffentlicht, das einen US-Luftangriff auf IS-Truppen bei Kobane zeigen soll. Zu sehen sind heftige Geschoßexplosionen auf Tell Shair.



        Es gibt in der Tat mehrere Berichte über Kämpfe um den strategisch wichtigen Hügel, der westlich der Stadt liegt und das Abwurfgebiet der westlichen Waffenlieferungen sichert.
        Grabungen auf dem Tell seit 2006 haben eine Besiedlung seit dem 6. Jahrtausend v.Chr. nachgewiesen, gefolgt von Siedlungsphasen bis in byzantinische Zeit. Im 2. Jahrtausend v.Chr. soll hier ein großer Gebäudekomplex bestanden haben.
        (Das ist hier übrigens wieder mal einer der Punkte, an denen ich als Mittelalterarchäologe und ausgewiesener Nicht-Fachmann für die Region leider nicht schnell mal die einschlägige Literatur parat habe.) 

        Aktionen
        Ausstellungspläne des Irak, um die Zerstörungen religiöser und kultureller Stätten durch IS zu dokumentieren. http://al-shorfa.com/…/…/meii/features/2014/10/02/feature-02

        Das DAI bringt die Thematik in einen Review-Prozesses „Außenpolitik Weiter Denken“ des Auswärtigen Amtes ein.
        Das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) veranstaltet am Mittwoch, den 05. November 2014 eine Podiumsdiskussion über die Zerstörung kulturellen Erbes und über Kulturgüterraub in der Krisenregion Syrien.

        Sonstige Meldungen
        Interner Link
        frühere Beiträge zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik, inklusive monatlicher Berichte seit Mai 2012

          Montag, 27. Oktober 2014

          The forgotten Indus Civilisation

          guest post by Sidra Gulzar


          Pakistan is a country with one of the earth's richest archaeological legacies of human history. It has unprecedented 'treasures' in the shape of monuments of ancient civilization and historical buildings. Here we find relics from stone age up to modern days. We have the remains of ancient flora and fauna, bronze age Indus valley civilization, rock carvings, Alexander's regime and the remains of Buddhist civilization as well. Traces of a dynamic human settlement can be detected throughout all periods.

          Indus Civilization
          However, Pakistan's most otstanding heritage is the Indus valley civilization which is regarded the world´s largest political denomination of its time. The main phase of the Indus valley civilization dates to the Bronze Age and is also known as Harappan civilization (because the first city discovered was Harappa) and its antecedents are called Harappans. The ancient sites of Indus valley civilization covers the area of present day Pakistan, India, Afghanistan and some parts of Iran.
          Obviously there were complex political forms, spreading over vast areas within the Indus civilisation, but still little known.

          Chronology
          The Indus valley culture existed from approximately 7000BCE and declined around 1900BCE. The remains of Mehargarh village, found in province Balochistan represent an aceramic early neolithic and is one of the earliest agricultural sites of the region.

          From 7000 until 1900BCE there are the emergence of several cultures in different regions of Pakistan, India and Afghanistan. These cultures developed into a full urbanized society with a scripture which unfortunately cannot be deciphered yet.

          A rough chronology of Indus valley civilization:


          Dates
          Phase
          Eras
          7000-5500BCE
          Mehargarh phase
          Early food producing era
          Neolithic
          5500-2600BCE
          Early Harappan phase
          Regionalization era
          2600-1900BCE
          Mature Harappan phase
          Integration era
          Bronze Age
          1900-1300BCE
          Late Harappan phase
          Localization era
           

          Ancient rivers irrigated the Civilization
          Water is life, without water existence of life is not possible. Its true, and for Harappans there were two major river systems. One is the “Indus river”, the other is known as “Ghaggar Hakra river”. These two water systems were used by Harappans to irrigate the land and for other purposes of life.
          Both rivers were independent: The Indus river originated from Himalaya foothills and irrigated the western part of the civilization; the Gagghar Hakra river system originated from Siwalik foothills when it entered in Pakistan, carried water from Sutlej and irrigated the eastern part of civilization. 


          Discoveries of the Sites

          The first Harappan city was discovered by Charles Masson already in the early 19th century and the first Harappan seal was published by Alexander Cunnigham in 1872-75. Excavations, started by Sir John Hubert Marshall and his team in 1921, were the starting point of a huge number of research activities before the partition of India in 1947.
          Extensive pottery including jars, dishes, glasses, disposable glasses, plates, dishes on stand, and cooking pots have been discovered from Indus valley sites. Blades, chert, stones, bangles, beads, jewelry, terracotta cake etc. are also most common findings. The most significant discovery from Indus valley sites is seals. Seals and clay tablets with script and many decorative motifs have been discovered from mature Harappan sites which show the trade and prosperous economy of this civilization.

          Trade links with other civilizations

          There is evidence of trade relations between the Indus valley, Mesopotamia and Egypt. Many Indus valley seals were found in nearby regions as Sumer, Behrain and Egypt, predicting trade and cultural relationships with other societies. Trade goods include terracotta pots, beads, gold and silver, coloured gemstones such as turquoise and lapislazuli, metals, flints, seashells and pearls.
          In this sense the study of the Indus civilisation is a great effort to reconstruct the social and cultural interaction between European and Asian Bronze Age civilizations.


          Some major sites of the Indus Civilisation: Harrappa, Mehgarh, Rakhigiari and Moinjodaro (circles) - and the location of Ganeriwala (red star)

          Urban centers

          Harappa and Moinjodaro are two largely excavated sites of Indus valley. Both cities are well planned urban centers with huge houses (some of them are double storey) and 'modern' sewerage systems of covered drain.Water wells and sewerage systems were present in almost every house.
          The concept of a citadel and a lower town has been used as the basic concept of construction. Harappa had fortification wall around and the main city is situated inside a wall. Possibly the wall was built to protect the town from flood.
          At Moinjodaro the same pattern of the citadel and lower town has been used. The sewerage system that Harappan people used 2600BCE is similar to the system, which people use in  modern day Europe.
          However, Harappa and Moinjodaro are the only big sites which are investigated. But there are many small sites which are excavated on limited scale.

          Small Indus valley sites
          Unfortunately a big area of expected Indus valley sites are still unexplored. From these unexplored sites Cholistan dessert is a hub of ancient Indus valley sites and Ganweriwala is the largest among them.


          “Ganweriwala” - a city of Indus valley civilization

          One most significant site is “Ganweriwala” from Cholistan region (southern Punjab Pakistan).
          This site is situated in a deserted environment and teh region may be seen as an outland region of the Indus valley. The area firstly explored by Sir Aurel Stein in 1941. Later Dr. Mughal carried four season field work from 1972 till 1976 along the 300 miles river Hakra belt. He extensively explored 414 ancient Indus valley sites along the old river Hakra bed. There is a continuous fluctuation in the formation of sites, which shows the development phases of Indus valley civilization. The time period of these sites started from fourth millennium BCE until medieval period.
          The site has two closely situated mounds like other Harappan cities with measurements of 503 x 533 ft (ca. 153 x 162 m) and 488 x 290 ft (ca. 149 x 88 m) and 28 ft (8,5m) height. Both mounds cover 81.5 hectares, which is 16 hectares larger than Harappa. It became a core part of vast network of Indus cities, which include Moinjodaro, Harappa, Rakhigarhi and Dholavira. The surface of this site is very very rich with archaeological finds. Ceramics of mature Harappan period, clay toys and a clay tablet have been reported. The discovery of clay tablets signifies the social cultural value of this site. The clay tablet has the motif of a seated man in yogee position which is the most common feature finding from the Indus seals and Indus clay tablets. This site has been declared the third urban center of Indus valley civilization in Pakistan because of its huge occupation area. One another important aspect is that it is situated between on equal distance from Moinjodaro and Harappa. Its discovery rises a big question for Indus valley Specialists about its inter-regional and regional connections in term of trade and socio-political relations to the outer world.




          Huge mounds of Ganweriwala site in Cholistan
          (foto: Sidra Gulzar)



          Need of special attention

          Almost four decades have been passed since Mughal documented the 414 sites, but unfortunately no excavations or no further investigations have been realized. Especially Ganweriwala is important in many points. It is the largest site in Cholistan region and it seems to have the same pattern of construction than Moinjodaro has: a citadel to the west and a lower city to the east. The most pathetic aspect of this archaeological rich area is, that it is still neglected by the worlds' archaeologists.

          But of this neglection the site is now going towards vandalism and destruction. There are also several environmental factors, which enable the access of the site. Local nomadic people do not know much about archaeology and about the past of human being. This unconsciousness is causing serious loss of precious heritage. At Ganweriwala a road has been constructed on the main site which is very harmful for the antiquities.
          Some serious steps needed to protect this asset from all present day dangers.



          A road on the top of Ganweriwala site
          (foto: Sidra Gulzar)



          It's time to call special attention for the hidden Indus valley sites in Pakistan. The Ganweriwala site is a precious asset for the ancient urban cities. It should be save for the further archaeological investigations. And it must be protected for future generations, as it is heritage for all humans. 
          There are many `Ganweriwalas` not only one `Ganweriwala` which are not classified as world heritage. A documentation of sites of the Indus civilization is a real asset for the whole world. Unesco World heritage authorities should take special notice of the current archaeological situation in Pakistan, otherwise humanity will be deprived of his Bronze Age ancestors. We need to create the importance of this glourious civilization internationally to draw the real picture of interaction between Asia and Europe. 
          Nevertheless these sites are crucial for our knowledge about a glorious past and daily life of forgotten Indus civilization….


          Links


          Bibliographical references
          Mughal, M. R, 1981, New Archaeological Evidence from Bahawalpur, ed; Dani, A.H, Indus Civilization: New Perspectives, Quid e Azam University, Islamabad

          Mughal, M. R, 1982, Recent Archaeological Research in Cholistan Desert, Oxford and IBH Publishing Co. New Delhi

          Mughal, M. R, 1990, Further Evidence of Early Harappan Culture in the Greater Indus Valley; 1971-90, South Asian Studies, vol,6.

          Mughal, M. R, 1990, The Harappan Settlement Systems and Patterns in the Greater Indus Valley (circa3500-1500); Pakistan Archaeology, vol.25





          Sidra Gulzar is a PhD candidate at Gothenburg University in Sweden. She comes from Pakistan and currently works on the Ganeriwala site. She has keen interest to explore new sites of archaeology world wide.http://www.historiskastudier.gu.se/english/Staff/sidra-gulzar/