Freitag, 4. Januar 2013

Notgrabungen in einer chinesischen Münzstätte - und die Ignoranz des Münzsammlers

Eine Münzstätte des 1. Jahrhunderts v.Chr. wurde in Huoluochaideng, in der innermonglischen Region Xinhua entdeckt und in einer Notgrabung geborgen. Geborgen wurden 3500 kg gegossene Kupfermünzen, aber auch über 100 Gußformen. Die Funde stammen aus drei Gruben auf dem Areal der Werkstatt. Die Lokalisierung einer Münzstätte wie auch die Grubenbefunde und die unscheinbaren Produktionsreste bieten wichtige Informationen zur Wirtschaftsgeschichte und Numismatik. - Grabungen in einer Münzstätte sind ein Glücksgriff, bieten sie doch durch die Verknüpfung mit einer konkreten Lokalität und ihrem handwerklichen Kontext einen wichtigen Schlüssel für ein historisches Verständnis des Münzumlauf als auch der einzelnen Münzen.
Ich verlinke auf Archaeologik eigentlich keine Fundmeldungen. Was diese indes interessant macht, ist die Tatsache, dass sie fast Opfer von Raubgräbern geworden wäre.
Die Grabung wurde als Notgrabung durchgeführt, nachdem polizeiliche Ermittlung in drei Fällen des Diebstahls ("theft cases") zu Verhaftungen und zu Hinweisen auf die Fundstelle geführt haben. Hätte die Polizei die Plünderer nicht rechtzeitig gestoppt, wäre eine große Zahl provenienzloser Münzen auf den Markt gekommen.
Paul Barford hat in seinem Blog Portable Antiquity Collecting and Heritage Issues die Meldung aufgegriffen. Erschreckend ist der Ko mmentar von Peter Tompa (Vorsitzender der amerikanischen Ancient Coin Collector Guild und Betreiber des Sammler- und Händler-Interessen verfolgenden Blogs Cultural Property Observer): "Kann diese große Zahl an Münzen überhaupt ausgewertet werden? Was passiert danach mit ihnen?" Viel besser hätte er die Ignoranz für die wissenschaftlichen Aspekte der Numismatik nicht audrücken können. Barfords Antwort ist nichts hinzuzufügen.

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